07 Juni 2011

Deutscher Giftschrott für Ghana

ZDF ZOOM 08.06.2011 22.45 Uhr

Toxic City

Deutscher Giftschrott für Ghana

"Eure alten Computer vergiften hier unsere Kinder", so der ghanaische Öko-Aktivist Mike Anane. Toxic City wird Agbogbloshie, ein Stadtteil der Hauptstadt Ghanas, deshalb mittlerweile auch genannt. Es ist ein schmutziges Geschäft - in jeder Hinsicht. Europäische Reeder verschiffen Abfälle nach Afrika, wo die Fracht illegal entsorgt wird. Giftige Schwermetalle verseuchen die Menschen, die Böden, die Flüsse und die Fische - und die Händler verdienen dabei ein Vermögen. Ein Großteil des Elektroschrotts kommt aus Deutschland.

"Es gibt mehrere Plätze allein in Ghana, auf denen Kinder die alten Rechner auseinanderreißen und die Bildschirme zertrümmern müssen. Dann werfen sie den Kram ins Feuer, damit alles aus Plastik verbrennt. Die Metallreste können sie schließlich verkaufen. Der mit Abstand größte solcher Plätze liegt hier in Accra, in Agbogbloshie", so Mike Anane.

20 bis 50 Millionen Elektroschrott jährlich

Die UN schätzen, dass global jährlich 20 bis 50 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert werden. Ein Teil der deutschen und europäischen Abfälle landet in Ghana, Westafrika. Container voll ausgedienter Computer werden via Hamburg oder Antwerpen nach Accra verschifft. In Deutschland kostet es etwa 3,50 Euro, einen alten Röhrenmonitor fachgerecht zu entsorgen. Nur 1,50 Euro kostet es, ihn im Container nach Ghana zu schicken. Wenn klar ist, dass die Geräte kaputt sind - und das trifft auf die meisten zu - landen sie auf der Halde in Agbogbloshie.

100.000 Tonnen ausgemusterter Elektrogeräte werden von den Exporteuren jährlich allein aus Deutschland Richtung Süden geschafft, so eine Studie. Viel mehr, als Fachleute bislang befürchtet hatten. "Das ist ein Millionengeschäft, es ist nicht so, dass es unter Kleinkriminalität fällt", sagt Knut Sander vom Hamburger Umweltinstitut Ökopol. In den meisten Ländern gelten Umweltschutzgesetze, es gibt Recyclingsysteme für Schrottcomputer. Doch die haben große Lücken. Von Jahr zu Jahr wird deshalb mehr Elektromüll in die Dritte Welt verschifft.

Als Second-Hand-Artikel deklariert

Mit Tricks werden die Elektronikartikel nach Accra geschafft. Die Waren werden als Second-Hand Artikel deklariert, denn die Ausfuhr von Sondermüll - und darunter fallen diese Produkte - ist nach europäischem Recht verboten. Die EU hat die Basler Konvention ratifiziert. Darin wird international der Transport von Giftmüll geregelt. Wie kommt es trotzdem dazu, dass in Ghana kleine Kinder deutschen Elektroschrott, der die Umwelt vergiftet, ausschlachten müssen?

Zoom geht der Sache auf den Grund, verfolgt die Wege des deutschen Elektroschrotts nach Ghana - und macht sich vor Ort selbst ein Bild vom Ausmaß der Verwüstung. Wo sind die Lücken in Deutschland? Wer verdient an den illegalen Machenschaften? Und: wie kann man dieses Problem beseitigen?

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