07 Juni 2011

Die Tricks der Lebensmittelindustrie

ZDF Mittwoch, 08.06.2011 00:50 - 01:35 Uhr Nachtprogramm

VPS 09.06.2011 00:50

Länge: 45 min

Dokumentation, Deutschland, 2010

WISO-Dokumentation

Aufgetischt und abserviert

Die Tricks der Lebensmittelindustrie

Für Verbraucherschützer ist sie das Erfolgsmodell - die Lebensmittelampel. Leicht verständlich, eingeteilt in drei Farben: Rot für schädliche Mengen einer Zutat wie Zucker oder Fett, Gelb für vertretbare, Grün für gesunde. Selbst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sprach sich für die "Ampel" aus. Begründung: Die Ampel erreiche die Verbraucher besser als Portions- und Prozentangaben. In Großbritannien ist diese einfache Kennzeichnung bereits Wirklichkeit. Doch: Im EU-Parlament wurde sie abgelehnt. Lobbyisten der Lebensmittelindustrie verhinderten die Einführung.

Die "Ampel" ist nur ein Thema der WISO-Doku "Aufgetischt und abserviert". Jedes Jahr werden Hunderte neue Lebensmittel "erfunden" - ernähren wir uns dadurch besser oder gesünder? Kaum, wie Kreationen wie "Formschinken" oder "Analogkäse" befürchten lassen. Oftmals ist der Lebensmittelschwindel ganz legal. Da gibt es den Physalis-Tee, der ganz ohne Physalis auskommt, dafür mit Aroma. Oder die Fertigsauce, die mit "verbesserter Rezeptur" wirbt, obwohl die Zutaten minderwertiger geworden sind. Und es gibt ganze Produktpaletten, die vom Vorgaukeln falscher Tatsachen leben.

Beispiel "Light". Der Werbeslogan spiegelt vor, man könnte schlank werden dank solcher Produkte. Auch das ist oftmals Lug und Trug. Denn weniger Fett bedeutet mehr Zucker - und umgekehrt. Professor Michael Hermanussen geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Das Problem ist die Regulation des Appetits. Wir selbst müssen uns sagen, wir sind satt, wir sind nicht satt. Dieses Gefühl hat uns die Industrie abtrainiert." Und ein Inhaltsstoff ist dafür mitverantwortlich: Geschmacksverstärker Glutamat. Von ihm wissen wir inzwischen, dass er als "Dickmacher" gilt. Der Trick: Oft wird er durch glutamathaltigen Hefeextrakt ersetzt - der muss nicht als Geschmacksverstärker deklariert werden. Also reiner Etikettenschwindel.

Wie Transparenz im Lebensmittelsektor funktionieren kann, zeigt der "Smiley" in unserem Nachbarland Dänemark. Das Symbol zeigt dem Kunden am Eingang, ob es in Restaurants und Supermärkten sauber zugeht. Städte wie Berlin wollen ihn jetzt auch einführen.

Der Film geht diesen und vielen weiteren Fragen nach. Er spürt auf, wo in Deutschland mehr getan werden müsste, um Interessen von Verbrauchern entgegenzukommen. Und er deckt auf, wo uns die Industrie betrügt. "Aufgetischt und abserviert", ein Blick auf unsere Lebensmittel.

Film von Britta Buchholz und Kai Dietrich

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

OK, das Timing meines Kommentars ist out und das Boot bereits unter der Brücke durchgefahren, aber trotzdem rege ich mich auf: Hier wird ein hoch interessantes und ebenso aktuelles Thema behandelt welches sicherlich viele Menschen interessieren würde. Wann wird es ausgestrahlt? Nach Mitternacht, wenn jeder halbwegs normale Mensch schläft; im Gegensatz zu Themen wie 'Das Tralala der Volksmusik' oder ähnlichen Hirntötern welche zur Primetime gesendet werden!

Es kotzt einen an zu sehen wie die Lobbyisten immer dreister und leider auch erfolgreicher versuchen, die Menschheit zu beeinflussen. Man fragt sich, was die Fernsehgremien, welche ja auch von den Kirchen und den Gewerkschaften bestückt werden,eigentlich so tun ausser - nun, eben nichts!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Dafür hat der liebe Gott den Videorekorder erfunden!

Ich nehme sowieso ALLES vorher auf, das ich vllt gucken will.
Dann ist man autark, kann unterbrechen, zurücknudeln oder auch Werbung überspringen, wenn es auf Privatsendern lief.

LGT

Anonym hat gesagt…

Belehrung dankend angenommen ...!